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[Lima] Uhhhrlaub

Veröffentlicht: 28 April, 2013 in allgemein
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Eso es el fin de la viaje. Llegué a Lima.

Tja, das wars dann wohl im Grossen und Ganzen. Das Sonnenschutz-Fell ist aus dem Gesicht geschnitten, die Raeder des Fahrrads stehen seit zwei Tagen still, die Luft hier unten fuehlt sich an wie Wasser, so dick ist die und im Hintergrund rauschen die Wellen an den steinigen Strand. Jetzt wo der Koerper mitkriegt, dass er nicht mehr strampeln muss, reagiert er mit bleierner Muedigkeit. Ein gutes Gefuehl.

Die letzten Etappen von Huancavelica waren mit die landschaftlich schoensten der ganzen Tour. Bis kurz vor Huancayo war alles noch ganz normal: Auf der einen Seite der Strasse ein Abgrund und auf der anderen ein Berg. Dann kam fuer zwei Tage eine flache Hochebene bis La Oroya und dann ging noch ueber den sehr hohen Ticlio-Pass in die Schlucht des Rio Rimac, der in Lima in den Pazifik muendet. Die letzte Etappe ging 100km bergab, das war gut. In ca anderthalb Stunden hatte ich 65km absolviert und war mehr oder weniger an der Ortsgrenze Lima. Dort verbreiterte sich die Strasse auf 5 bis 6 Spuren und es dauerte weitere 2,5 Stunden bis zum Strand. Unterwegs musste ich alle dirty tricks aus 20 Jahren Raderfahrung anwenden um nicht unter irgendwelche Raeder zu geraten und gleichzeitig noch voran zu kommen.  Zwischendurch war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich auf dieser autobahn ueberhaupt fahren duerfte aber als mich ein Strassenpolizist den Daumen hoch zeigend gruesste war zumindest diese Angst aus der Welt.

Jetzt bin ich im hostel Red Psycho Llama abgestiegen und erfreue mich bester Lethargie. Es gibt Bier dazu. Aber hier erst einmal die Fotos der letzten Tage.

Vor den toren von Huancavelica eine neue Steinformation entdeckt: die Faust und der Stinkefinger

Vor den Toren von Huancavelica eine neue Steinformation entdeckt: die Faust und der Stinkefinger

Izcuchaca. In der Mitte zwischen Huancavelica und Huancayo liegt dieser malerische Ort.

Izcuchaca. In der Mitte zwischen Huancavelica und Huancayo.

Als Andenken schenkte mir ein Bauer unterwegs Aba-Bohnen. Mal sehen ob die in Deutschland wachsen.

Als Andenken schenkte mir ein Bauer unterwegs Aba-Bohnen. Mal sehen ob die in Deutschland wachsen.

Unterwegs in Richtung Jauja und La Oroya gab es dann Kalkberge

Unterwegs in Richtung Jauja und La Oroya gab es dann Kalkberge mit tollen Mustern

La Oroya ist ein uebles Drecksnest um eine Kalkfabrik herum

La Oroya dann ist ein uebles Drecksnest um eine Kalkfabrik herum

Oink oink. Auf dem Weg zum letzten Pass durch verminte Gebiete (Goldminen)

Oink oink. Auf dem Weg zum letzten Pass durch verminte Gebiete (Goldminen)

Und runter an den Strand. In der Schlucht verlaeuft eine Eisenbahnlinie, ein Fluss und die Strasse. Es herschte extremer Gegenwind

Und runter an den Strand. In der Schlucht verlaeuft eine Eisenbahnlinie, ein Fluss und die Strasse. Es herschte extremer Gegenwind, weshalb mehr als 60km/h einfach nicht drin waren.

Tunnelblick

Tunnelblick

Und Lima zeigte sich von der traditionellen Seite. Nebel und Sonnenschein. Der Ozean stinkt bestialisch. Oder sind das vielleicht die Surfer?

Und Lima zeigte sich von seiner traditionellen Seite. Nebel und Sonnenschein. Der Ozean stinkt bestialisch. Oder sind das vielleicht die Surfer?

Natuerlich habe ich mich ueber den seltsamen Namen der Absteige gewundert. Nach auskunft der Rezeptionistin soll das ein Wortspiel in Anlehnung an Recycle Llama sein. Das Hostel moechte naemlich als oekologisch unbedenklich angesehen werden. Man trennt den Muell. Das ist gut. Das Wortspiel mit dem Llama allerdings ist doch sehr bemueht. Aber nette Leute hier. Und keine Party-Truppen.
Mal sehen was ich in den naechsten Tagen noch so anstelle. Momentan moechte ich einfach nur rumhaengen. Das werde ich wohl noch ein wenig machen.
Immerhin habe ich es schon bis zu den Prae-Inka-Ruinen hier im Stadtviertel Miraflores geschafft. Dort haben angeblich mehrere Zivilisationen nacheinander unterschiedliche Rituale gefeiert seit 200 n.C. Zum Beispiel Froesche opfern oder Kinder. Die heutige Zivilisation macht dort Konzerte mit schlechter Musik.

Ruinen von Huaca Pucllana. Manchmal glaube ich, die haben diesen ganzen Scheiss damals nur gebaut, damit wir uns heute darueber wundern koennen.

Ruinen von Huaca Pucllana mitten in der Stadt. Manchmal glaube ich, die haben diesen ganzen Scheiss damals nur gebaut, damit wir uns heute darueber wundern koennen.

Huancavelica, una ciudad como Ayacucho pero un poco mas pequeña. No hay muchas cosas para hacer excepto relajar y eso es lo que hago para un dia. El camino hasta aqui estaba espectacular con bosque, rios, lagunas y la abra mas alto del viaje: la Abra Huayraccasa. Mira las photos! Mañana me voy al rumbo Huancayo. Tal vez puedo lograr la ciudad en un dia, quizas en dos.

So so, hier beschweren sich bereits die ersten Leser, denen mein Hoehenmetergelaber zu viel wird, ich solle nicht so auf den Schlamm hauen. Derzeit ist dieses Thema jedoch das wichtigste fuer meinen Tagesablauf, daher wird das schwer. Ich werde es jetzt noch einmal ansprechen und dann andere Themen suchen. Ausserdem habt Ihr es ja auch bald geschafft. Hier kommen nicht mehr viele Texte. Das verspreche ich. Wer keine Hoehenmeterangeberei lesen moechte kann ab dem Strich weiter unten lesen.
Gestern bin ich auf den hoechsten Punkt der Reise geklettert, den Huayraccasa Pass. Auf meinem Weg lag er leider nicht aber vom Chonta Pass ist es sozusagen nur ein Bergkatzensprung bis da hoch und wenn man schon mal in der Gegend ist… deswegen bin ich nur schnell hoch gefahren, 20 Meter ueber die Spitze gerollt (Pass erledigt), dann Foto gemacht und auf der gleichen Seite wieder runter. Offiziell steht da was von 5059 m ueber dem Meer auf der Tafel:

Laut meiner KArte der hoechste befahrbare Pass der Welt, ich habe meine Zweifel

Huayraaccasa, laut meiner Karte der hoechste befahrbare Pass der Welt, ich habe meine Zweifel

El gran Pedro que sabe todos los caminos ist allerdings ganz anderer Meinung und da ich ihn fuer das Mass der Dinge halte, gehe ich eher mit seiner Angabe d’accord, dass der Pass nicht ganz 5000m hoch ist. Da oben ist es kalt, windig, sonnig und ziemlich ungemuetlich. Ich will gar nicht wissen, wie sich das erst bei Schnee anfuehlt.

Pedro meint, das sind nur 4969m. Ich glaube ihm.

Pedro meint, das sind nur 4968m. Ich glaube ihm. Der Luftdruck zeigt, dass noch 56% des normalerweise vorhandenen Sauerstoffs da sind – da wird einem schlecht.

Normalerweise tuen mir die Abfahrtshoehenmeter leid wenn ich weiss dass ich sie wieder hoch muss. Diesmal war ich wirklich froh, nach 3 Tagen wieder in der Gegend von etwa 3600 anzukommen. Da ist es 10 Grad C waermer und man faehrt nicht mit permanent sauren Oberschenkeln im Kriechgang durch die Kante.

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Aber die Strecke nach Huancavelica… Die war eine der schoensten der Tour. Ich bemittleide den allergroessten Teil der Peru-Radfahrer, die die Route Abancay – Nasca – Pisco – Lima nehmen. Die hat weniger Anstiege und bessere Strassen als die Strecke durch das Inland Abancay – Ayacucho – Santa Ines – Huancavelica – Huancayo – Lima.
Sie verpassen ein Gebiet mit wunderschoenen Gebirgsseen und spektakulaeren Bergformationen. Ist man erstmal aus dem Talkessel von Ayacucho heraus, klettert die Via de los Libertadores auf bestem Asphalt langsam durch Wald- und Dorf-Gebiete entlang eines Gebirgsflusses bis Rumichaca. An einem Tag schafft man das nicht aber man kann schoen an dem Fluss zelten. Bei Rumichaca geht es dann auf schlechterem aber akzeptablem Asphalt weiter bis Santa Ines. Dort kann man sogar in einer Herberge unterkommen. Fruehs waren 6 Grad C im Zimmer und durch das undichte Dach tropfte der schmelzende Rauhreif in die Bude. Es gibt sogar ein Restaurant mit Forellen im Angebot. Die werden 500m  weiter in einem der Seen gezuechtet. Von Santa Ines geht es dann ueber den Chonta Pass nach Huancavelica. Ab der Passhoehe ist dann leider der Asphalt zu Ende und eine Schuettel- und Klapperabfahrt nimmt ihren Lauf. Rechts ab vom Chonta geht ein uebler Dreckweg Richtung Lircay ueber den Huayraccasa Pass. Der ist etwa 2 km vom Chonta entfernt und noch einmal 100m hoeher. Aber hier die Bilder der Strecke:

Raus aus dem Ayacucho-Kessel

Raus aus dem Ayacucho-Kessel

Via de los Libertadores 1

Via de los Libertadores

Via de los Libertadores 2

Via de los Libertadores 30km weiter

Blick aus dem Zelt am naechsten Morgen

Blick aus dem Zelt am naechsten Morgen

Unterwegs nach Santa Ines: Schwefelbluete am Berg

Schwefelbluete am Berg

Laguna Choclococha bei Santa Ines

Laguna Choclococha bei Santa Ines

Das trostlose Santa Ines. Eine Nacht der Kaelte und dann weiter

Das trostlose Santa Ines. Strom haben sie, soviel ist sicher. Eine Nacht der Kaelte und dann weiter

Vorbei an unzaehligen Llama-Herden, die sich immer so schoen erschrecken, wenn man vorbei kommt

Vorbei an unzaehligen Llama-Herden, die sich immer so schoen erschrecken, wenn man vorbei kommt

Lagune vor dem Chonta Pass 1

Lagune vor dem Chonta Pass 1

Die gleiche Lagune mit seltsam runden Moos-Plattformen

Die gleiche Lagune mit seltsam runden Moos-Plattformen

Abfahrt nach Huncavelica. Der Weg erinnerte stellenweise stark an den Camino de la Muerte

Abfahrt nach Huncavelica. Der Weg erinnerte stellenweise stark an den Camino de la Muerte

Tja, und jetzt bin ich hier im beschaulichen Huancavelica, eine Stadt mit null Touris einem Marktplatz, einem Museum und sonst nicht viel zu gucken. Die Mine Santa Barbara fuehrte 1571 zur Gruendung der Stadt. Dort wurde bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts Quecksilber abgebaut. Das brauchte man fuer die Silbergewinnung. Die Mine fuehrte immer auch den Namen „Mine des Todes“ Heute nachmittag wandere ich vielleicht mal hin.Ansonsten kann man hier schoen rumhaengen und ausruhen. Morgen versuche ich die Strecke bis Huancayo zu absolvieren. Mal sehen ob das was wird oder ob ich unterwegs wieder mal das Zelt auspacken muss.

Plaza de Armas von Huancavelica

Plaza de Armas von Huancavelica