Wo fange ich an? Zunaechst fragte einer, wie das Silvester im Flieger war. Nein es gab keine Papierhuetchen, keine Polonese und auch kein Tischfeuerwerk. Der Kaept´n zaehlte nur die letzten 10 Sekunden des alten Jahres runter und alle hatten ein Glas Sekt in der Hand. Der Sekt schlug mir aber irgendwie auf den Magen und ohnehin war ich etwas angespannt und relativ genervt, so dass ich nicht von einer feierlichen Begruessung des neuen Jahres sprechen moechte. Trotzdem kann ich den Film „The Campaign“ im derzeitigen Bordprogramm empfehlen.
Meine Gastgeberin ist aeusserst nett. Als ich Ihr erzaehlte, dass ich auf dem Weg vom Flughafen durch einige weniger schoene Viertel gefahren bin, stellten sich ihr die Haare auf. Gut, da brannte Muell auf den Strassen und es gab ein paar Autowracks aber sonst ging das alles. Die Gastgeberin hat einen Kater Esteban, der versucht mich umzubringen. Dazu hat er erstmal seine Krallen in meine Iso-Matte gebohrt um mit grosser Effizienz die Luft abzulassen. Zwei Naechte musste ich daher auf dem Boden schlafen, weil die Klebestellen trocknen mussten. Jetzt tut mir das Kreuz weh. Egal.
Am ersten Abend gab es eine kleine Zusammenkunft der Parteifreunde meiner Gastgeberin von der Partido Obrero oder uebersetzt, Arbeiterpartei. An diesem Abend wurden Lieder von hoher revolutionaerer Relevanz gesungen. Ueber was sich die Kollegen genau unterhalten haben, kann ich nur spekulieren. Die Sprachkenntnisse reichen nicht aus. Der angesagteste Drink der Stadt ist Fernet Cola, Bier ist verdammt teuer, wie auch alles andere. Teurer als Hamburg.
Buenos Aires ist gross. Sehr gross sogar und ziemlich alle Strssen sind rechtwinklig, was die Orientierung einfach macht. Den Innenstadtbereich und die angrenzenden Viertel mit dem Palacio del Congreso und dem Praesidentensitz habe ich komplett erlaufen, heute wollte ich noch nach Palermo, dem Hip-Viertel der Stadt. Wie auch Hamburg hat BA eine Hafencity fuer Leute, die es sich leisten koennen. Die Allgemein-Bevoelkerung steht auch hier diesem Viertel sehr kritisch gegenueber und geht dort einfach nicht hin und es ist dort auch vergleichsweise nichts los. Ich musste leider da durch um in das Naturschutzgebiet zu gelangen, dass die Stadt vom Rio de la Plata trennt. Dort liefen Meerschweine frei rum oder vielleicht waren es auch andere Viecher. Der Fluss selbst ist dunkelbraun und es donnern permanent Schiffe vorbei. Tiefseehafen halt.
Das Museo Nacional de Argentina kann man sich getrost schenken, es gibt dort mehr Wachleute als Ausstellungsobjekte. Insgesamt reden wir ueber drei Raeume mit hauptsaechlich Bildern und Waffen aus der Zeit zwischen 1830 und 1870. Fuer ein Land wie Argentinien kommt mir das etwas mickrig for. Das interessanteste Stueck der Sammlung war die Máquina Infernal , die einst dem Oberhaupt der Stadt in einer Diplomatenkiste geschickt wurde. Das Teil beinhaltet 16 geladene Pistolenlaeufe, die sich beim Oeffnen des Deckels in alle Richtungen entladen sollten. Im entscheidenden Moment versagte die Mechanik und es passierte nichts. Juan Manuel de Rosas lebte noch weitere 36 Jahre. Ich wollte ein Foto der Kiste machen aber drei Wachleute hielten mich davon ab.
Ansonsten kann man sich hervorragend durch die Stadt treiben lassen, nur die Sonne ist fuer so eine wintergewohnte Menschoberflaeche zu hart.
Das Internet-Cafe hier laesst keine Speicherkarten zu. Daher werde ich die Fotos von BA demnaechst nachreichen.