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[Ayacucho] Fast geschafft

Veröffentlicht: 15 April, 2013 in allgemein
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Despues de 4 dias de pedalear fuertemente estoy en Ayacucho, una ciudad interesante. Hay 33 iglesias y en los ochenta y noventa estaba el centro del conflicto entre la organizacion sendero luminoso y las fuerzas armadas de Peru. Murieron acerca de 70000 personas desde 1980 hasta 2000 en este guerra. Ahora Ayacucho es un lugar tranquilo sin muchos turistas con una plaza de Armas muy bonita. Hay 33 iglesias y unos museos interesantes.El camino entre Abancay y aqui estaba muy feo. La mayoria de las rutas no son asphaltados y experiencie todos los calzadas asquerosas que hay: polvo, arena, piedra y barro. Desde aqui solo tengo que recorrer unos 8 etapas hasta Lima. La viaje es casi terminado.

Eigentlich bin ich schon seit 2 Tagen hier in der wirklich schoenen Stadt Ayacucho aber ich konnte mich nicht vom Kacheln zaehlen auf der Toilette losreissen und mal endlich ein neues Lebenszeichen hier zu schreiben.
Normalerweise bestelle ich einfach das Menu del Dia in den Kneipen, weil es das billigste Essen ist, was man bekommen kann. Ein Teller von der Karte kostet das Dreifache. Das Menu besteht immer aus einer Suppe und einem Hauptgang. Manchmal gibt es einen Tee dazu. In den groesseren Doerfern zahlt man dann etwa 1,50EUR fuer alles, in der Stadt 2EUR. Seit ich Abancay hinter mir gelassen habe stelle ich fest, dass in den Suppen etwas Ekliges mitschwimmt. Das war vor 300km in den Kneipen nicht so. Meist ist es ein blasser zerkochter Huehnerfuss, den ich dezent auf dem Teller lasse denn die Suppen sind hervorragend ansonsten.
Hier in Ayacucho lag eine grosse Krabbe (komplett) unter der Suppenoberflaeche. Keine Ahnung wie man das essen soll denn mit meinem Loeffel haette ich die Krabbe hoechstens in handliche Scherben zerlegen koennen, die beim Essen der Suppe dann zur Gefahr geworden waeren. Aber die Suppe schmeckte, die Krabbe kam an den Rand und als Hauptgang gab es Reis mit Meeresfruechten. Und ich frag mich noch „warum?“ Das hier sind die Berge, hier gibt es Llamas und so. Aber was solls, so weit weg ist die See nun auch nicht. Die Quittung kam dann 3 Stunden spaeter und hielt anderthalb Tage an in denen ich (zum Glueck haben sie Kabel im Hotel) etwa 20 Filme gesehen habe, darunter „The Jane Austen Book Club“. Ich kann nicht fassen, dass ich mir das tatsaechlich in geistiger Umnachtung reingezogen habe. Egal. Jetzt geht es mir wieder gut und morgen kann ich auf die letzten Etappen der Reise gehen.

Sonnenuntergang

Sonnenuntergang

Hier ist das Hoehenprofil der naechsten 3 Tage, es sieht nicht ganz so schlimm aus wie das letzte Stueck und ausserdem soll die Strecke groesstenteils asphaltiert sein:

Hoehenprofil des Camino de los Libertadores Ayacucho-Huancavelica

Hoehenprofil des Camino de los Libertadores Ayacucho-Huancavelica

Die vier Etappen seit Abancay hatten mich an die Grenzen des Machbaren gebracht. Massenhaft Hoehenmeter, kaum Versorgungsmoeglichkeiten und dann auch noch eine Baustelle von 80km Laenge. Die Bergstrasse von Chincheros wird im Rahmen der Regionalentwicklung asphaltiert. Seit 2009. Die Strasse steigt etwa 2000 Hoehenmeter an, links ist der Berg und rechts der Abgrund. Weite Strecken sind einspurig. Derzeit ist man bei der Untergrundvorbereitung fuer den Asphalt. Sprich: im Moment ist die Piste unbefestigt und damit es nicht so staubt bei den Arbeiten werden grosse Mengen Wasser drauf geschuettet. Die Baumaschinen kneten anschliessend einen teigig klebrigen Schlamm aus dem Gemisch. Dieser setzt sich bevorzugt auf den beweglichen Teilen (z.B. die Raeder) am Fahrrad fest und sorgt fuer erweiterte Trainingseffekte durch Zusatzgewicht und Reibung. Mein Fahrrad sah aus… Hier mal ein Foto aus einem fruehen Stadium der Etappe. Spaeter war ich so genervt, dass ich keine Fotos mehr gemacht habe:

Schlamm ohne Ende. Das hatte ich in der Form auf der ganzen Reise noch nicht

Schlamm ohne Ende. Das hatte ich in der Form auf der ganzen Reise noch nicht

Alle paar hundert Meter war dann irgendeine Maschine am Manipulieren von Dreck. Insgesamt habe ich an dem Tag ueber 2 Stunden an verschiedenen Stellen warten muessen.

Steine, Sand, Dreck...alles scheint an verkehrten Stellen zu sein und muss irgendwohin transportiert und manoevriert werden

Steine, Sand, Dreck…alles scheint an verkehrten Stellen zu sein und muss wonanders hin transportiert werden

Meist steht dann eine Dame in Bauarbeitermontur mit einem handlichen Stopp-Schild und einer Trillerpfeife da und bremst den Verkehr, bis die LKW vollgeschaufelt sind oder die Sprengung vorbei ist oder was auch immer gerade die Strasse blockiert. Ernsthaft Radfahren kann man so jedenfalls nicht. Nachher gab es auch noch Regen und fuer einen ganz kurzen Moment war ich da, wo ich auf dieser Reise gehofft hatte hinzukommen: Ausserhalb meiner Komfortzone. Aber das ging vorueber und als dann spaeter das Zelt auf dem Pass bei 4156m stand war es dann auch wieder gut. Wird ziemlich kalt nachts.
Trotzdem muss ich zugeben, dass ich nah am Ende bin. Jegliche Reserven des Koerpers sind aufgebraucht und so richtig Lust auf Radfahren habe ich nicht mehr. Es sind aber auch nur noch 8 oder 9 Etappen, wobei die letzte eine Abfahrt von 4700m auf 0m beinhaltet. Hier noch die neusten Fotos von Landschaften:

Serpentinenfahren kotzt mich an. Kein Raumgewinn erkennbar

Serpentinenfahren kotzt mich an. Kein Raumgewinn erkennbar

Flusstal. Ab hier gehts nur hoch

Flusstal. Ab hier gehts nur hoch

Das Foto entstand auf einer Hoehe von etrwa 4000m. Alles ist noch gruen und hinten stehen die grossen Jungs mit Schnee oben drauf

Das Foto entstand auf einer Hoehe von etrwa 4000m. Alles ist noch gruen und hinten stehen die grossen Jungs mit Schnee oben drauf

Mein derzeitiger Standort Ayacucho besitzt 33 Kirchen, was viel ist fuer eine Stadt mit 150000 Einwohnern. Daher nennt man die Siedlung auch Stadt der 33 Kirchen. Hier geht es ruhig zu, der Hauptplatz ist, mit seinen schattigen Bogengaengen ringsum, sehr angenehm und es ist Sommer mit Kurzhosenwetter auf etwa 2700m.

Hauptplatz von Ayacucho

Hauptplatz von Ayacucho

Zwischen 1980 und 2000 war die Stadt einer der Schauplaetze des Konflikts zwischen der Guardia Civil (so etwas wie ein Geheimdienst) und der Organisation „Leuchtender Pfad“ gewesen. Es gibt hier ein Museo de Memoria, wo man sich ueber dieses Thema informieren kann. Das Museum wird von der Organisation ANFASEP (Nationale Assoziation von Familien Entfuehrter, Eingesperrter und Verschwundener Perus) gefuehrt, die bis heute Massengraeber aufmacht und versucht die Opfer zu identifizieren. Da ich der einzige Besucher in dem Museum war, bekam ich eine Privatfuehrung einer Frau, deren Bruder verschwunden worden ist. Sie erzaehlte von den Methoden beider Seiten und davon, dass bei Demonstrationen nur Frauen anwesend waren, weil Maenner gleich verhaftet wurden. Per se wurde jeder maennliche Buerger ab 14Jahre verdaechtigt, Mitglieder von Leuchtender Pfad zu sein und musste jederzeit mit Kerker, Folter und Tod rechnen. Und so enthalten die Graeber unweit der Stadt auch hauptsaechlich Skelette von Jugendlichen zwischen 16 und 20 Jahren.
Man geht heute von etwa 70000 Toten aus, die sich im Verhaeltnis von 52% : 48%  (Staat : Leuchtender Pfad) aufteilen. Diese Zahl haette ich nicht fuer moeglich gehalten.